Dorothee Oberlinger und das Ensemble 1700 sind Spezialisten für Alte Musik. Als Alte Musik bezeichnet man Werke des späten Mittelalters, der Renaissance und des Barock. Wer von Alter Musik spricht, spricht aber in der Regel nicht einfach von Renaissance- oder Barockmusik, sondern meint deren Darbietung in historischer Aufführungspraxis auf historischen Musikinstrumenten. Um herauszufinden, wie die Musik früherer Epochen geklungen haben könnte, bedarf es profunder Kenntnisse der Musikgeschichte, der Instrumentenkunde, der Spielweisen und der damaligen Stimmungssysteme.
In den 1950er stieß der Dirigent Nikolaus Harnoncourt mit seinen Bach-Interpretationen die historische Aufführungspraxis und eine wissenschaftlich fundierte Auseinandersetzung mit der Alten Musik an. Seitdem spielt dieses Genre eine zunehmend größere Rolle im Musikbetrieb. Nicht nur die Bach-Aufführung und -Rezeption hat sich aus diesem Blickwinkel sehr verändert, auch die Wiederentdeckung der Händel-Opern und neuerdings auch der Opern Vivaldis verdankt sich dieser neu erblühten Musikleidenschaft.
Arnstadt hat sich im Rahmen verschiedener Konzertreihen und Festivals – dem Bachfestival Arnstadt/Thüringer Bachwochen, dem mdr-Musiksommer, einem Grundton-D-Konzert oder der Arnstädter Bach:Weihnacht – zwischenzeitlich einen festen Platz in der Alten-Musik-Szene gesichert. Im Jahr 2009 gastierten in der Bach- und Oberkirche, im Renaissance-Rathaus oder in der Dornheimer Traukirche: Sigiswald Kuijken mit seinem Ensemble La Petite Bande mit einer solistisch besetzten Matthäuspassion; Magdalena Consort mit Gillian Keith, Robin Blaze, James Gilchrist und Peter Harvey; Hille Perl und Christine Schornsheim; Joshua Rifkin mit seinem Bach-Ensemble und Gabriele Hirdeis und schließlich Bell’Arte Salzburg mit Monika Mauch.
Im Jahr 2010 geht es vielversprechend weiter: An Johann Sebastian Bachs 325. Geburtstag am 21. März 2010 konzertieren Almut Freitag Blockflöte und Gerd Amelung um 17 Uhr in der Traukirche in Dornheim. Almut Freitag, geborene Fleißner, leitet die Blockflötenklasse der Musikschule in Ilmenau, Gerd Amelung ist Lehrbeauftragter für barocke Stilistik in Gesang und Cembalo an der Hochschule für Musik Franz Liszt in Weimar. Es kommen Werke von Bach und Händel für Blockflöte und Cembalo zur Aufführung.
Am 28. März ist dann Dorothee Oberlinger mit ihrem Ensemble 1700 – ebenfalls schon um 17 Uhr – in der Bachkirche zu erleben. Es ist auch der außerordentlichen Virtuosität Dorothee Oberlingers zu verdanken, dass die Blockflöte in den letzten Jahren eine Renaissance erlebt hat. Oberlinger wurde 2008 als Instrumentalistin des Jahres mit dem echo Klassik geehrt und spätestens mit dieser Auszeichnung einem breiten Publikum bekannt. Die in Köln, Amsterdam und Mailand ausgebildete Solistin gastiert gemeinsam mit ihrem Ensemble 1700 regelmäßig auf den großen Festivals und Konzertpodien in Europa, Amerika und Asien und wird von der Presse für ihre Aufnahmen gefeiert.
Als ihre Partnerin ist eine weitere Ausnahmekünstlerin zu erleben: Midori Seiler, Konzertmeisterin der renommierten Akademie für Alte Musik Berlin und gefragte Solistin für das Repertoire des Barock. Auf dem Programm stehen Bachs Brandenburgisches Konzert No. 4 G-Dur, BWV 1049, sein Cembalokonzert f-Moll, BWV 1056 und das Violinkonzert a-Moll, BWV 1041, weiterhin Konzerte von Georg Philipp Telemann und Antonio Vivaldi.
Jetzt schon vormerken können Freunde der Alten Musik den 20. Juli 2010: Um 19.30 Uhr präsentieren Concert Leipzig und das Calmus Ensemble ihre Auseinandersetzung mit den Einflüßen der Alten Musik auf Mozart: Man darf gespannt sein auf das Programm „Mozart und der Kontrapunkt“.